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Lostrommel

Die Lostrommel

Ein etwa 40 x 40 cm großes und aus Holz und Glas gefertigtes trommelartiges und drehbares Gebilde aus Glas und Holz erinnert an eine ganz spezielle Münchberger Lotterieveranstaltung des 19. Jahrhunderts. Ein hiesiger Glasermeister spendete das Objekt in den 30er Jahren für die Stadtgeschichtliche Sammlung.

Es kam für kurze Zeit als Lostrommel bei der Münchberger Pferdelotterie zum Einsatz. Denn zur Förderung der in diesem Jahr wieder eingeführten traditionellen Pferdemärkte am Klosterplatz hatten die Münchberger 1868 offiziell um die Abhaltung einer Lotterie nachgesucht.

Zum Preis von 30 Kreuzern sollten bis zum Markttage mittags um 12 Uhr unter Aufsicht nummerierte Lose abgegeben werden. Den Erlös wollte ein Komitee bestehend aus Mitgliedern des Stadtmagistrats und des Landwirtschaftlichen Vereins zum Ankauf von Pferden und Fohlen verwenden, vorzugsweise der Tiere, die bis zum Abschluss des Losverkaufs noch nicht abgesetzt sind.

Die Ziehung der Losgewinne fand dann am Nachmittag aus mehreren Glücksrädern im vollbesetzten Rathaussaal statt.

Nach offizieller Genehmigung wurde der Losverkauf auch in den umliegenden Bezirksämtern betrieben. So verkaufte man tatsächlich 23300 Lose. Dadurch konnten 26 Pferde und insgesamt 257 Gewinne gekauft werden.

Zum Herbstpferdemarkt 1872 konnten sogar 40000 Lose verkauft und 500 Gewinne gezogen werden. So konnten damals z.B. 27 Pferde. 27 Rinder, mehrere Kutschwagen, landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, aber auch eine größere Anzahl von Webereierzeugnissen als Gewinne in Empfang genommen werden. Ein Loserwerb konnte sich demnach zu einer lohnenswerten Angelegenheit entwickeln.

Als dauernde Einrichtung setzte sich die Lotterie leider nicht durch, fand deshalb zum Herbstmarkt 1874 das letzte Mal statt. Wiederbelebungsversuche durch den Pferdezuchtverein in den 20er und 30er Jahren blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Die Hoffnung aus dem erzielten Überschuss eine Halle erbauen zu können erfüllte sich nicht.

Vielleicht wurde die Lostrommel ja deshalb der Stadt für ein geplantes Museum zur Verfügung gestellt?