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Informationstafeln und Gedenkstele zur Erinnerung an antiziganistische Verfolgungen eingeweiht
Die Geschichte unseres Schützenhauses ist nicht nur von festlichen Ereignissen geprägt. Im Jahr 1943 wurden drei Sinti-Familien auf dem Platz vor dem Schützenhaus einige Zeit lang „festgesetzt" - so lautete der Jargon der Nationalsozialisten. Sinti und Roma wurden damals ebenso aus rassistischen Gründen verfolgt wie Juden. Der Antiziganismus, also die rassistische Diskriminierung von Sinti und Roma, betraf auch die in Münchberg am Schützenplatz zwangsweise angesiedelten Sinti-Familien. Sie mussten ihre Wohnungen aufgeben und in Wohnwagen auf dem Schützenplatz leben. Von dort durften sie nur weg, um zur Arbeit zu gehen. Am 6. März 1943 wurden die ersten beiden Familien vom Schützenhaus aus zuerst nach Nürnberg und später ins Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Die dritte Familie wurde im April 1944 deportiert.
Im Vernichtungslager der Nationalsozialisten wurden fast alle Mitglieder der damals in Münchberg angesehenen Familien ermordet. An diese Menschen erinnert seit dem 26. Mai ein Gedenkzeichen gegenüber des Schützenhaues im Stadtpark. Nur die heute 94 Jahre alte Gisela Schröder, geborene Friedrich, überlebte wie durch ein Wunder. Es war deshalb eine große Bereicherung, dass ihr Sohn Renaldi Schröder mit einem Wort- und Liedbeitrag die Enthüllung des Erinnerungszeichens begleitet hat. Die Gedenkstele wurde zusammen mit zwei Informationstafeln im Stadtpark in Blickweite des Schützenhauses installiert. An der Gedenkstunde mit geladenen Gästen nahmen viele Interessierte aus Münchberg und Umgebung Teil, davon ca. zwanzig aus Münchberg stammende Sinti. Besonders hervorzuheben ist, dass auch der Landesvorsitzende der deutschen Sinti und Roma in Bayern, Erich Schneeberger, der feierlichen Übergabe der Erinnerungszeichen beiwohnte.

Die Informationstafeln dokumentieren zum einen das Schicksal der Münchberger Sinti-Familien, zum anderen informieren sie über den Holocaust an Sinti und Roma, dem bis zu einer halben Million Menschen zum Opfer fielen. Anders als bei anderen Verfolgtengruppen hält die Diskriminierung gegenüber der Minderheit der Sinti und Roma bis heute an. Der Gedenkort soll eine Mahnung für die nachfolgenden Generationen sein, Ausgrenzung aus rassistischen Motiven nie wieder zuzulassen.
Die Stele und die Tafeln sind das Ergebnis eines Gedenkprojekts des Evangelischen Bildungs- und Tagungszentrums Bad Alexandersbad in Kooperation mit dem Bayerischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma. Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, die Oberfranken-Stiftung und die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern förderten das Projekt. Zur Finanzierung trugen auch der Landkreis Hof sowie die Stadt Münchberg bei.
Auf dem Bild von links:
Martin Becher, Fachstelle Demokratie der Evangelischen Landeskirche, Projektleiter
Landrat Oliver Bär
Johannes Dill, Kultusministerium
Bürgermeister Christian Zuber
Wolfgang Oertel, Dekan
Dr. Wolfgang Hegel, Bezirksheimatpflege
Erich Schneeberger, Landesvorsitzender der deutschen Sinti und Roma, Bayern
Brigitte Hanft, kaufmännischer Vorstand EBZ Bad Alexandersbad
Nicole Janka, ehem. Projektmitarbeiterin am EBZ Bad Alexandersbad
Dr. Angela Hager, design. pädagogisch-theologischer Vorstand EBZ Bad Alexandersbad